Peacemaker zerstört Marvel

Wir schreiben das Jahr 2019.

„Avengers Endgame“ aus dem Hause Marvel schreibt Filmgeschichte und wird zum Zweit erfolgreichsten Film aller Zeiten. Das Marvel Cinematic Universe, kurz MCU genannt, ist das Maß aller Dinge. Gleich 4 Filme von Marvel sind in den Top 10 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten zu finden.

Die direkte Konkurrenz DC, das steht für Detektiv Comics, ist weit abgeschlagen. 2019 wurde „Shazam“ veröffentlicht, welcher es nicht einmal in Top 100 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten schaffte.

Die Rollen waren also klar verteilt, das MCU hatte eine absolute Vormachtstellung und DC war weit abgeschlagen. Marvel lieferte Filme mit höchster Qualität, während DC maximal Durchschnittskost anbot.

Heute im Jahr 2022

Marvel setzt jetzt vermehrt auf Serien, welche auf Disney Plus erscheinen. Zuletzt konnte man die Anwalts Comedy Serie „She Hulk“ bewundern. Die Kritiken waren durchgehend vernichtend und das meiner Meinung nach völlig zurecht. Die Serie wollte eine Sitcom im Superhelden Universum sein. Leider hatte Marvel auf die Story dazu vergessen. Und das schlimmste was einer Comedy Serie passieren kann: Sie ist zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise lustig.

Ganz anders DC. Im Herbst dieses Jahres startete auf RTL Plus die Serie „Peacemaker“. Dabei handelt es sich um ein Spin-off von dem Film „The Suicide Squad“ mit John Cena in der Titelrolle. Und im Unterschied zu „She Hulk“ ist „Peacemaker“ eine geniale Serie.

In diesem Video möchte ich meine Kritik zu „Peacemaker“ mit euch teilen. Aber auch besprechen, warum Marvel aufpassen muss, um nicht von DC überholt zu werden.

Aber Achtung: Hier kann es zu Spoilern zu „Peacemaker“, sowie dem DC Universe und dem MCU kommen! Außerdem ist das alles hier nur meine Meinung. Ihr seid hiermit gewarnt worden.

„Peacemaker“ setzt direkt an „The Suicide Squad“ an. Chris Smith alias Peacemaker wurde im Krankenhaus wieder zusammengeflickt. Obwohl er eigentlich noch für viele Jahre ins Gefängnis wandern sollte, wird er überraschend laufen gelassen. Aber ganz so einfach ist die Sache doch nicht. Für seine Freiheit muss er einen weiteren Auftrag der skrupellosen Amanda Waller durchführen. Er nimmt den Auftrag an und muss sich mit seinem besten Freund, dem Adler „Eagly“, einer übermenschlichen Bedrohung stellen.

„Peacemaker“ startete schon Anfang 2022 in den USA. Leider dauerte es bis zum Herbst, als auch endlich im deutschsprachigem Raum die Serie auf RTL Plus ausgestrahlt wurde.

„Peacemaker“ ist eine Mischung aus Action, Drama, Science-Fiktion und schwarzem Humor. Die Idee und das Drehbuch stammen von dem Filmemacher James Gunn. In einem Interview mit dem Online Magazin „Empire“ erzählte Gunn:

Peacemaker hat ganz klare Ideale, die ich sehr interessant finde. Wisst ihr: ‚Ich will Frieden, ganz egal, wie viele Männer, Frauen und Kinder ich dafür umbringen muss.‘ Hört sich wie Unsinn an, aber es ergibt durchaus eine Menge Sinn. Und man kann in John Cenas Darbietung erkennen, wie sehr ihm das zuwider ist – das ist etwas, in dem ich die Saat für eine komplette acht Episoden umfassende Serie gesehen habe. Peacemaker ist ein Stück Dreck. Er ist kein guter Kerl. Und er trägt das dämlichste Kostüm, das ihr jemals erblicken werdet. Er repräsentiert einen Teil der Weltbevölkerung, der, gelinde gesagt, problematisch ist.“

Mit diesem Interview lässt sich gut zusammenfassen, was „Peacemaker“ eigentlich ist. Oder besser gesagt, was er nicht ist. Er ist kein Superheldenfilm, mit einem makellosen Protagonisten. Peacemaker alias Chris Smith ist ein durch und durch gestörter Mann. Die Serie zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie er durch seine Kindheit und vor allem durch seinen Vater so geworden ist. Er hat sich durch seine Taten von seinen Idealen so weit entfernt, jagt ihnen aber im Grunde genommen noch immer hinterher.

Aber die Serie „Peacemaker“ würde nicht funktionieren, wenn sie nur auf ihren Hauptdarsteller setzten würde. Ihm zur Seite steht ein Team, welches skurriler nicht sein könnte. Jedes Mitglied dieser Truppe hat seine ganz eigene Macke, aber das macht sie so verdammt liebenswert. Nehmen wir nur „Vigilante“ her. Ein kostümierter Psychopath, welcher gerne der beste Freund von Peacemaker wäre. Er killt in Selbstjustiz Verbrecher, aber auch schon mal Unschuldige. Das gehört halt dazu. Aber die Serie verleiht ihm einen Charme und einen Witz, dass man ihn sofort ins Herz geschlossen hat.

Der Humor von „Peacemaker“ ist oft unterste Schublade. Aber das ist hier ausnahmsweise positiv gemeint. Viele der Oneliner sitzen punktgenau und sorgen für Lachanfälle. In Kombination mit dem teils trottelig wirkendem Gesichtsausdruck von John Cena ist das eine perfekte Kombination.

Anders als bei den Marvel Serien, geht es bei „Peacemaker“ schon mal ans Eingemachte. Es zerplatzen Körper, Blut und Eingeweide spritzen nur so herum. Nackte Körper und Sexszenen gehören selbstverständlich auch dazu. Und die Sprache ist alles andere als Jugendfrei.

Kommt euch diese Kombination bekannt vor? Nun, wer „The Boys“ kennt und liebt, der wird auch „Peacemaker“ mögen.

Und das gibt es natürlich noch dieses Intro! Ich habe schon viele Serien gesehen, aber „Peacemaker“ ist die Erste, wo ich das Intro nicht übersprungen habe. Ich sage nur: Schlicht gehalten, aber einfach nur genial umgesetzt.

Die acht Folgen der ersten Staffel von „Peacemaker“ sind für mich das Beste, was ich bisher an Superhelden Serien gesehen habe. Es stimmt einfach alles. Der Cast, angeführt von John Cena, harmoniert perfekt und verleiht den Charakteren Tiefe und eine Persönlichkeit.

Das bringt mich nun zum Vergleich mit Marvel.

Wer die Nerven und die nötige Geduld aufbrachte und sich „She Hulk“ angesehen hat, wird den Unterschied zu „Peacemaker“ bemerkt haben.

Denn „She Hulk“ hat nichts von dem, was „Peacemaker“ ausmacht. Als Comedy Serie angekündigt, blieb einem das Lachen im Hals stecken. Das CGI ist eines MCU nicht würdig. Und die Nebendarsteller sind nichts anderes als NPC’s.

Aber nur der Vergleich mit „She Hulk“ wäre unfair. Denn auch die bisherigen Marvel Serien konnten nicht überzeugen. Bis auf die überdurchschnittlichen Serien „Wanda Vision“ und „Loki“ blieb für mich jede Marvel Serie hinter den Erwartungen zurück. Einige wie z.B. „Mrs Marvel“ habe ich sogar abgebrochen.

Im Gegensatz zu den meisten Marvel Filmen, sind die Serien deutlich schwächer und qualitativ nicht sehr beeindruckend. „She Hulk“ ist nur der bisherige Tiefpunkt von Marvel.

Es wäre wünschenswert, wenn sich Marvel wieder auf ihre Stärken besinnen würde. Starke Charaktere, eine gute und spannende Geschichte und vor allem einen roten Faden, welchem der Zuschauer folgen kann.

Eben dieser rote Faden ist seit dem Ende von Phase 3 des MCU verloren gegangen. Phase 4 fühlt sich bisher wie ein einziges Durcheinander an. Es gibt keine Zusammenhänge, keine Kontinuität, es werden zu viele neue Charaktere eingeführt, welche aber keine Verbindung zueinander haben.

Und es gibt zu viele Serien im MCU.

Vielleicht sollte man wieder zurück zu den Wurzeln kehren und weniger, aber dafür hochwertigere Filme produzieren.

Denn sonst könnte man den Führungsanspruch im Bereich Comicverfilmungen ganz schnell an DC verlieren.

„Peacemaker“ zeigt auf alle Fälle, wie es richtig gemacht wird.